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24. April 2022

eduCheck digital und DIRECTIONS: Gemeinsam für das digitale Bildungswesen

eduCheck digital und DIRECTIONS erarbeiten Kriterien und Prüfverfahren für digitale Bildungsmedien und Lernsysteme

Bereits vor der Corona-Pandemie wurde ein zunehmender Bedarf an geeigneten digitalen Bildungsmedien und dazugehörigen Lern-Apps und Lerninfrastrukturen (bspw. virtuelle Klassenzimmer) deutlich. Die Angebote sind vielfältig und einem permanenten Wandel unterworfen. Sowohl Schulen und Schulträger als Beschaffende, als auch Lehrkräfte und Schüler:innen sind häufig bei der Auswahl und Prüfung von digitalen Schulbüchern, Bildungssoftware oder Apps überfordert. So muss beispielsweise bei der Auswahl von digitalen Lernanwendungen im Klassenzimmer der Datenschutz beachtet werden, damit hochsensible personenbezogene Daten der Schüler:innen sicher verarbeitet werden. Auch für die Länder ergibt sich in diesem Zusammenhang ein erheblicher Mehraufwand beim Zulassungsverfahren und der Prüfung dieser digitalen Angebote. Um diesen Herausforderungen entgegenzutreten, sind vor kurzem zwei komplementäre Forschungsprojekte gestartet: eduCheck digital (EDCD) und Data Protection Certification for Educational Information Systems (DIRECTIONS).

Alle 16 Bundesländer haben das Projekt eduCheck digital für die Entwicklung eines gemeinsamen Prüfverfahrens für digitale Bildungsmedien auf den Weg gebracht. Ziel des Vorhabens ist es, Kriterien, Standards, Verfahren und technische Systeme zur Prüfung digitaler Bildungsmedien zu entwickeln, damit diese im Unterricht technisch zuverlässig und rechtskonform eingesetzt werden können. Für die Projektumsetzung wurde das Medieninstitut der Länder, FWU – Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, beauftragt. Zur Finanzierung des Vorhabens werden Mittel aus dem DigitalPakt Schule in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro eingesetzt. Die Federführung für das Projekt liegt beim Land Rheinland-Pfalz.

Projekt DIRECTIONS – Nachhaltig anwendbare Datenschutzzertifizierung für schulische Informationssysteme

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Projekt „Data Protection Certification for Educational Information Systems“ initiiert. Ziel des Förderprojekts DIRECTIONS ist die Konzeption, exemplarische Umsetzung und Erprobung einer nachhaltig anwendbaren Datenschutzzertifizierung für schulische Informationssysteme gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Dabei legt das Forschungsprojekt einen Fokus auf Lernanwendungen und Content-Plattformen, berücksichtigt aber auch notwendige Lerninfrastrukturen wie virtuelle Klassenzimmer, Videokonferenzsysteme oder Systeme zur Unterstützung des Unterrichts. DIRECTIONS wird vom Karlsruher Institut für Technologie, der Universität Kassel, und der datenschutz cert GmbH mit der Unterstützung vieler Assoziierter Partner aus dem Bildungswesen durchgeführt und mit rund 6,3 Millionen Euro vom BMBF gefördert. Das Karlsruher Institut für Technologie übernimmt hierbei die Projektleitung und steht für Rückfragen zur Verfügung.

Verbesserte und sicherere Informationslage für Schulen, Lehrkräfte und Schüler:innen

Um die Expertise zu bündeln und die gesetzten Forschungsziele zu erreichen, haben die Projekte gleich zu Beginn eine fortlaufende Zusammenarbeit beschlossen. Beide Projekte verfolgen komplementäre Ziele, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte: EDCD fokussiert sich auf Bildungsmedien und untersucht insbesondere Anforderungen in Hinblick auf Rechtsfragen, Interoperabilität und Barrierefreiheit an Bildungsmedien. Im Gegensatz dazu entwickelt DIRECTIONS eine Zertifizierung speziell für den Datenschutz von schulischen Informationssystemen, die oft die technische Infrastruktur darstellen, mit der Bildungsmedien bereitgestellt werden. EDCD wird zukünftig auf die genehmigte DIRECTIONS-Zertifizierung aufbauen können, um auf die Einhaltung des Datenschutzes vertrauen zu können. DIRECTIONS stimmt sich mit EDCD u.a. bei der Entwicklung der Zertifizierungskriterien ab, um auf die besonderen Anforderungen des Bildungswesens an digitale Medien und Informationssysteme besser eingehen zu können.

Beiden Projekten gemeinsam ist das Ziel, die Einhaltung von Anforderungen durch transparente Kriterien und (genehmigte) Prüf- und Zertifizierungsverfahren sicherzustellen. Die Projekte ergänzen daher die oft geforderten Positiv-Listen von Bildungsmedien und Informationssystemen, da die Projekte vielmehr Einblick darüber verschaffen, warum (oder warum eben nicht) gewisse digitale Bildungsangebote genutzt werden sollten. Durch diese verbesserte Informationslage können Schulen, Lehrkräfte und Schüler:innen nicht nur fundierte, sondern auch einfacher eine Auswahl treffen. Die entwickelten Prüf- und Zertifizierungsverfahren sind zudem ein Mittel, um die Einhaltung der Anforderungen fortlaufend nachweisen zu können.

FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht

Als Medieninstitut der 16 Länder ist das FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht mit der Produktion von interaktiven, audiovisuellen Medien für den Schulunterricht bzw. die außerschulische Bildung betraut. Parallel erbringt es im Auftrag der Länder Dienstleistungen in den Bereichen Mediendistribution, Metadatenservices und Medienerschließung. In diesem Zusammenhang unterstützt das FWU die Bundesländer neben eduCheck digital im Rahmen der Umsetzung des DigitalPakt Schule auch mit den Projekten VIDIS, Portal für berufliche Bildung und SODIX/Mundo.

Das FWU versteht sich einerseits als Treiber der Entwicklung innovativer Medienformate mit hohem Qualitätsanspruch, andererseits als Unterstützer der 16 Länder, eine moderne, leistungsfähige Bildungsmedieninfrastruktur für die Schulen in Deutschland aufzubauen. Hierfür nimmt es die Herausforderungen der Digitalisierung an und begleitet und gestaltet den Transformationsprozess aktiv mit, ganz im Sinne seiner über 70-jährigen Geschichte, in der es sich immer wieder erfolgreich neuen Aufgaben gestellt hat.

Kontakt
eduCheck digital am FWU – Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht
Andreas Koschinsky, andreas.koschinsky@fwu.de

DIRECTIONS am Karlsruher Institut für Technologie
Prof. Dr. Ali Sunyaev, sunyaev@kit.edu und Dr. Sebastian Lins, lins@kit.edu