VIDIS, eduCheck digital & DIRECTIONS
Gerade im schulischen Kontext ist Datenschutz ein wichtiges, aber auch komplexes Thema. Wenig verwunderlich also, dass es gleich mehrere Projekte im Bildungsbereich gibt, in denen es eine Rolle spielt. Ziel dieses Beitrags ist es, diese drei Projekte – VIDIS, eduCheck digital und DIRECTIONS – kurz vorzustellen, die Projektziele zu beschreiben und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Erreichen dieser Ziele zu erklären.
VIDIS: Single Sign-on für Bildungsangebote
Das von allen Ländern getragene DigitalPakt-Projekt VIDIS ist als Vermittlungsdienst die operative Schaltstelle zwischen den Identitätsanbietern (Identity Provider) und den Diensteanbietern (Service Provider). Für Schulen heißt das, dass sich Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler mit ihrem bereits bestehenden Benutzerkonto des jeweiligen Landesportals anmelden und so auf eine Vielzahl von digitalen Bildungsangeboten zugreifen können.
Im Vorfeld der Anbindung wird im Rahmen von VIDIS auch betrachtet, ob die Bildungsangebote mit den Ländern abgestimmte Voraussetzungen erfüllen, um einen datenschutzkonformen und datensparsamen Zugang zu ermöglichen. Es gibt also eine Liste rechtlicher und technischer Teilnahmekriterien, die auch im Rahmen des Anbindungsprozesses durch einen Dienstleister begutachtet werden. Im Rahmen einer rechtlichen Einschätzung erhält jeder Anbieter ein Ergebnisbericht. Es werden nur Angebote in den VIDIS‑Katalog aufgenommen, die die datenschutzrechtliche Einschätzung durchlaufen haben und technisch an VIDIS angebunden wurden.
In letzter Instanz entscheiden die Länder. Sie legen fest, ob technisch an VIDIS angebundene und hinsichtlich der Kriterien betrachtete Angebote in ihren Landesportalen freigeschalten werden oder nicht. Darüber hinaus umfasst das Projekt auch das sog. VIDIS‑Portal, welches Schulen und Schulträger ermöglicht, Auftragsverarbeitungsverträge mit Anbietern zu zeichnen.
eduCheck digital: Recht, Technik und Barrierefreiheit überprüfen
Auch eduCheck digital ist ein länderübergreifendes DigitalPakt-Projekt unter Beteiligung aller 16 Länder. Im Gegensatz zu VIDIS ist hierbei die Begutachtung von digitalen Bildungsmedien bei eduCheck digital nicht Mittel zum Zweck, sondern der Kern des Projekts. Dabei werden nicht nur rechtliche Fragestellungen betrachtet, die sich in der besonderen Nutzungssituation von digitalen Bildungsmedien im schulischen Lernen ergeben, sondern auch Fragen der IT-Sicherheit, der Interoperabilität und auch der Barrierefreiheit.
Dies erfolgt entlang unterschiedlicher Tests, die von manuellen Erprobungen des Angebotes über automatisierte Crawls bis hin zur Prüfung der Plausibilität bestimmter Angaben reichen können. Positiv bewertete Bildungsmedien erhalten ein eduCheck-Siegel und werden mit zusätzlichen Informationen zum Angebot auf der eduCheck-Website in einer durchsuchbaren Datenbank gelistet.
Dafür werden zum einen Standards in den unterschiedlichen Prüfbereichen formuliert und länderübergreifend abgestimmt. Zum anderen wird ein systemgestützter Prüfprozess erarbeitet, der auf einer eigens dafür entwickelten Plattform die Abläufe, Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Verantwortlichen für die Prüfung, den Anbietern digitaler Bildungsmedien und den Testdienstleistern vereinfachen soll.
Es ist vorgesehen, dass zukünftig alle für eine Anbindung an VIDIS notwendigen Kriterien auch im Rahmen von eduCheck digital betrachtet werden und der im Rahmen von VIDIS aufgesetzte Prozess nicht mehr notwendig ist. Hauptsächliches Ziel des Projektes ist es, Entscheiderinnen und Entscheidern im schulischen Alltag eine Orientierung zur Hand zu geben. Mit Hilfe der eduCheck-Prüfung können diese besser beurteilen, welche digitalen Bildungsmedien aus rechtlicher und technischer Sicht, sowie aus Sicht der Barrierefreiheit, für den Einsatz im Unterricht geeignet sind.
DIRECTIONS: Ein Datenschutz-Zertifikat für schulische Informationssysteme
In dem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt DIRECTIONS, wird eine Datenschutz-Zertifizierung gem. Art. 42 DSGVO entwickelt. Den Zertifizierungsgegenstand bilden dabei Verarbeitungsvorgänge von personenbezogenen Daten im Kontext eines schulischen Informationssystems. Die Zertifizierung ist ein Nachweis dafür, dass die Systeme bei der Verarbeitung von Daten die datenschutzrechtlichen Anforderungen der DSGVO einhalten. Der Nachweis wird von einem unabhängigen und akkreditierten Unternehmen, einer sogenannten Zertifizierungsstelle, nach umfassender Prüfung des Systems ausgestellt.
Im Rahmen des Projektes werden daher ein Kriterienkatalog, welcher alle datenschutz-rechtlichen Anforderungen aus der DSGVO für schulische Informationssysteme enthält, und ein Zertifizierungsprozess zur Überprüfung dieser Kriterien entwickelt. Diese sollen schließlich genehmigt und in der Praxis erprobt und validiert werden.
Sollten Anbieter digitaler Bildungsmedien bei der Teilnahme am eduCheck-Prozess bereits über ein DIRECTIONS-Zertifizierung verfügen, soll diese in der Bewertung des Angebots miteinbezogen werden. Daher sind die im Rahmen von DIRECTIONS entwickelten Kriterien auch für eduCheck digital relevant und sollten, wo es möglich ist, aufeinander gemappt werden.
Gemeinsamkeiten
- Alle Projekte zielen auf die Verbesserung der digitalen Bildungslandschaft ab.
- Unterstützung und Orientierung für Lehrkräfte und Schulträger
- Behandeln Fragen des Datenschutzes
Unterschiede
- VIDIS: Konzentriert sich auf die Übermittlung von pseudonymisierten Daten und somit den sicheren und einfachen Zugang zu digitalen Bildungsangeboten.
- eduCheck digital: Fokussiert sich auf die Bewertung und Qualitätssicherung von digitalen Bildungsmedien. Hat dabei nicht nur rechtliche Fragestellungen im Blick, sondern auch Technik, IT-Sicherheit & Interoperabilität sowie Barrierefreiheit.
- DIRECTIONS: Entwickelt eine Datenschutz-Zertifizierung für schulische Informationssysteme, als rechtsicherer Nachweis über die Einhaltung der DSGVO